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4. Januar 2024

Krankheit als Chance – wie mich luniq auf meinem Weg begleitet

Seit 2012 leide ich an einer Multisystemerkrankung mit ausgeprägter körperlicher Belastungsintoleranz. Im 2016 verlor ich aufgrund der starken Beeinträchtigung meinen Job als Polizistin. Seither kämpfte ich um Anerkennung und einen würdigen Platz in der Gesellschaft.

Ambulante Leistungen als Chance

Infolge der schwierigen Lebensumstände kam ich im März 2022 erstmals mit luniq in Kontakt. Damals habe ich bei der Dienststelle Soziales und Gesellschaft (DISG) einen Antrag für ambulante Leistungen eingereicht. luniq hatte in der Folge den Auftrag, meinen Antrag zu überprüfen und in einem Gespräch mit mir genauer zu erfassen, was mir im Alltag Schwierigkeiten bereitete. Dieses Abklärungsgespräch mit Kevin Duss von luniq ist mir noch in lebhafter Erinnerung, weil ich von einer «offiziellen» Stelle erstmals vorurteilsfrei und einfühlsam behandelt wurde. Ich musste mich weder erklären noch rechtfertigen. Dabei stellte sich heraus, dass ich nicht in der Lage war zu erfassen, wo ich genau stehe und was ich brauche. Es fiel mir schwer, Hilfe anzunehmen. Das aufmerksame und feinfühlige Erfragen meiner Situation ergab jedoch ein klares Bild. Ich war im «Überlebensmodus» und hatte das Gefühl, mir stünde keine Hilfe zu. Auch dachte ich, ich müsste es einfach irgendwie selbst schaffen – das Wasser stets bis zum Hals.

Unterstützung annehmen bedeutet Entlastung erhalten

Mit dem guten Gefühl, gesehen und gehört worden zu sein, ging ich nach der Abklärung nach Hause. Zu Hause machten sich jedoch schnell wieder die alten Ängste breit und ich erwartete nicht, Unterstützung zu erhalten. Umso überraschender war dann nach einigen Monaten der Bescheid der DISG «Sie erhalten umfassende Unterstützung im Alltag»! Wow! Was für eine Nachricht. Ebenso stand da: «Für das Aufgleisen dieser Unterstützung können Sie sich an eine Fachstelle wenden.» Natürlich wandte ich mich direkt wieder an Kevin Duss. Er kannte meine Situation bereits sehr gut und ich fühlte mich wohl im Gespräch mit ihm. Bei den regelmässigen Sitzungen ging es zu Beginn darum, ein Assistenzteam aufzubauen – sprich Assistent*innen finden und anstellen. Die monatlichen Zoommeetings gaben mir Sicherheit. Seit die Assistenz aufgegleist ist, ergeben sich weiterhin erstaunlich viele Fragen und «Normalität» kehrt (noch) nicht ein. Neue Themen zur Rolle als Arbeitgeberin, die Optimierung von Abläufen und das Schaffen von Struktur beschäftigen mich.

Die andere Sicht

Weiter unterstützt(e) mich Kevin auch in persönlichen Themen. Meine Erkrankung und die daraus resultierenden körperlichen Einschränkungen haben mein Leben komplett verändert. Anfangs habe ich vieles als Verlust empfunden, wie aus dem Leben gerissen. Auch konnte ich schlecht Hilfe annehmen. Dies gelingt mir nun viel besser. Mein grösster Wunsch ist es, in die «Wohlfühl- bzw. Komfortzone» zu kommen. Konkret möchte ich lernen, die Dinge wegzulassen, die meinen Zustand verschlechtern. Das ist gar nicht so einfach. Kevin beobachtet interessiert und wohlwollend von aussen und teilt mir seine Feststellungen mit. Auch stellt er immer wieder gute Fragen. «Warum machst du das? Füllt diese Tätigkeit deine Batterien? Dient es dem langfristigen Ziel Wohlfühlzone?» Auch hat er mir eine andere Sichtweise auf mein Handicap eröffnet – trotz Arbeitsunfähigkeit (und somit wirtschaftlicher Abhängigkeit) darf ich Bedürfnisse und ein schönes Leben haben. Heute, einige Jahre später, sehe ich auch die Chance, welche mir die Erkrankung gab. Auf meinem Instagram-Account berichte ich über meinen Weg und diesen Prozess. Ich bin der Wohlfühlzone in den letzten eineinhalb Jahren deutlich nähergekommen und dies vor allem dank der Unterstützung durch luniq. Ganz besonders macht die Begleitung für mich, dass ich mich wieder als wertvollen Teil der Gesellschaft fühle.

Herzliche Grüsse

Natalie Getzmann
luniq-Nutzende

Weiterführende Informationen

Falls Sie näher an unserer Organisation interessiert sind oder zur Umsetzung beitragen möchten, freuen wir uns, Sie kennen zu lernen.

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